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Für Rory war's "magisch"
Rory Gallagher ( „Es lief alles wahnsinnig schnell ab - am Abend zuvor waren wir noch in der Schweiz, in Montreux, und haben nach unserer Show noch mit Muddy Waters gejammt. Wir kamen direkt vor der Show in Essen an, absolvierten einen kurzen, schnellen Soundcheck und bang, schon ging es Ios! Es war zu der Zeit für uns eine sehr gute Show - und auch sehr aufregend, daran zu denken, dass so viele Leute zuschauen. Das Schöne daran: Es war live, es herrschte eine prickelnde Stimmung, war eine elektrisch aufgeladene Atmosphäre - nervenaufreibend, zermürbend, aber ich habe es genossen! ... Little Feat hatte ich schon in Amerika gesehen, kannte sie flüchtig. Roger McGuinn kannte ich auch, ich war in London mal vor den Byrds aufgetreten, als ich noch in einer irischen Showband spielte. Dadurch herrschte Backstage eine nette Atmosphäre, wir haben uns alle gut unterhalten. Traurig ist, dass ich gern mal mit Lowell George gespielt hätte. Aber es sollte nicht sein.” Roger McGuinn „Ich habe wunderbare Erinnerungen an den "Rockpalast". Wir waren damals mit Thunderbyrd eine richtig heftig rockende Band mit Rick Vito, einem wunderbaren Gitarristen, Charlie Harrison, einen tollen Bassisten und Greg Thomas war ein feiner Drummer, der ansonsten mit Leon Russell arbeitete. Wir hatten damals richtig viel Spaß, es herrschte echtes Bandfeeling, wir waren eine demokratische Truppe ... Für mich machte es keinen großen Unterschied, vor den Kameras zu spielen. Aber es war schon eine tolle Sache, dass es live in ganz Europa übertragen wurde. Damals hatte ich sogar richtige Rockposen drauf! Und die Nacht war das lange Warten während Rory Gallaghers Auftritt allemal wert. Sam Clayton von Little Feat hat bei einigen Nummern bei uns mitgespielt, das war richtig cool. Ansonsten hatte ich eigentlich kaum Kotntakt zu Rory oder zu den Leuten von Little Feat ... Der Name Thunderbyrd sollte klar machen, dass wir eine Band waren - und wollten wir uns auch als solche vermarkten. Rick hat mir mal erzählt, dass ihm der "Rockpalast" es letztlich ermöglicht hatte, nach Deutschland zurückzukommen, als er solo unterwegs war."
Rick Vito „Ich war zuvor, ich glaube 1975, schon mit John Mayall in Deutschland gewesen, später auch mit Jackson Browne und Fleetwood Mac, aber die "Rockpalast"-Nacht war schon etwas ganz Besonderes. Im Grunde war es ein normaler Gig, aber wir wussten, dass es etwas Neues war, dass es erstmals in ganz Europa im Fernsehen gesendet werden würde. Aber niemand hatte eine Ahnung, wie es ankommen würde ... Sam Clayton stieß zu uns, weil wir uns schon ewig kannten - von meinem ersten Job als Profi bei Delaney & Bonnie & Friends her. Es war nicht geplant, doch dann kam Sam einfach auf die Bühne, schnappte sich die Congas, und es klang gut. Doch um ehrlich zu sein: Auf der Bühne hatte ich den Eindruck, dass das Ganze fürchterlich klang. Die Monitore taugten nicht viel, und ich konnte die anderen kaum hören ... Rory habe ich kurz vor der Show getroffen und mir ein Autogramm für einen Freund geben lassen. Ich war mit seiner Musik nicht sonderlich vertraut, was bei Little Feat anders war, weil ich sie schon aus Los Angeles kannte ... Ich kann mich noch erinnern, dass wir ewig warteten, bis wir um zwei oder drei Uhr morgens endlich auf die Bühne durften. Für die "Rockpalast"-Leute war es ebenfalls eine ganz neue Erfahrung, auch mit Blick auf die technischen Herausforderungen, mit denen sie sich konfrontiert sahen.”
Peter Rüchel (verantwortlicher WDR-Redakteur) „Rory Gallagher war unsere Galionsfigur, kann man sagen. Er ist über nahezu 15 Jahre seines Lebens unser ständiger Gast gewesen, war fünfmal im „Rockpalast“, zuerst im Jahre 1976, als er ein Studiokonzert spielte. Als er die Serie der 17 „Rockpalast“-Nächte eröffnete, war das ein Moment, den er später „magisch“ genannt hat ... Little Feat kannte damals in Deutschland kaum jemand - aber wir waren immer für eine Überraschung gut. Ich war eigens nach Stuttgart zu einem Konzert mit dem Headliner Rolling Stones gefahren und wollte mir Little Feat anschauen, die mit ihren Platten großen Eindruck auf mich gemacht hatten. Sie waren natürlich mit ihrer doch sehr differenzierten und auch komplizierten Rhythmik und Darstellung vor den Stones nicht genau angesagt. Es gab eigentlich nur einen einzigen Titel, bei dem auch das Stones-Publikum in Beifallsstürme ausbrach, bei "Rock'n'Roll Doctor". Aber das war eine Band, die sowohl Christian Wagner ("Rockpalast"-Regisseur) als auch mich unheimlich fasziniert hat. Sie kamen in einer Phase zu uns, als es schon streitende Fraktionen innerhalb der Band gab: auf der einen Seite Lowell George, auf der anderen Bill Payne und Paul Barrere, die mehr in Richtung Jazz Rock wollten. Sie spielten dann auch einen Zehn-Minuten-Titel namens "Day At The Dograces", bei dem Lowell von der Bühne ging. Diese Spannungen waren in Essen deutlich spürbar ...
Als wir mit dem Rockpalast anfingen, gab es unseren großen Vorgänger „Beat-Club“ schon drei Jahre nicht mehr. Aber so wie der "Beat-Club" wollten wir es ja ohnehin nicht machen. Mike Leckebusch, der sich große Verdienste erworben hat, arbeitete in der rudimentären Form, die damals zur Verfügung stand, schon mit elektronischen Möglichkeiten. Wir wollten etwas anderes. Christian Wagner sagte: Die Totale ist die eigentliche Einstellung, weil wir sehen wollen, wie die Interaktion der Musiker auf der Bühne ist, wie sie sich zueinander verhalten, wie sie miteinander spielen. Das war natürlich ein Riesenirrtum, denn die Totale ist die Fernsehunangemessenste Einstellung - es sei denn, man hat die Geräte von heute. Die Entwicklung war, dass er von dieser Vorstellung abkommen musste, um die räumliche Gliederung herzustellen, also die Darstellung der Totalen durch eine zeitliche Gliederung, das heißt durch Montage, durch Schnitt. Aber dabei war er immer am Ablauf der Musik orientiert. Er war immer da, wo es passierte, und verdeutlichte das dann durchaus auch durch eingeschnittene Großaufnahmen der Hand, die die Gitarre spielt. Aber ganz orientiert an den musikalischen Abläufen, an den Notwendigkeiten der Musik. Da wurde nicht nach dem Prinzip „alles dreht sich, alles bewegt sich und überhaupt alles ganz schnell“ gearbeitet, wie das später in der MTV-Tradition angesagt war. Sondern man konnte auch mal verweilen, konnte zugucken, wie jemand eine Strophe sang, und war nicht dauernd schon auf dem Sprung zur nächsten Einstellung. Das hat Christian Wagner zur Entwicklung der Musikregie im deutschen Fernsehen beigetragen." Philipp Roser Philipp Roser - Goodtimes © 04/2017 GoodTimes ist DAS Magazin für die Musik der 60er, 70er und 80er Jahre! www.goodtimes-magazin.de Mit freundlicher Genehmigung von Fabian Leibfried, Herausgeber und Chefredakteur von GoodTimes - NikMa Verlag Fotos © Manfred Becker/WDR - Rory Gallagher oben rechts NikMa Verlag | |||||||||||