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![]() Phoenix aus der Asche"Das Pendel, es schwingt zurück." Gerne nimmt Peter Rüchel diesen Vergleich zuhilfe, wenn es darum geht, die Wiederauferstehung des Rockpalast zu erklären. Jürgen Brück wirft einen Blick auf die jüngste Vergangenheit der Sendereihe.
(Wer sich ausführlicher über die Gründe für die Absetzung und die Wiederaufnahme der Sendereihe informieren möchte, sei auf die Rock & Pop Sammlung Nr. 1 verwiesen. Dort geht Peter Rüchel in einem Interview näher auf diese Aspekte ein.) Doch zunächst waren es keine Neuauflagen der legendären Rocknächte und Loreley-Festivals, die den Zuschauer erwarteten. Den Anfang machten die Aufzeichnungen der guten alten Konzerte, jede Samstagnacht im dritten Programm des WDR-Fernsehens. Der Rockpalast meldete sich also mit einem guten Stück Nostalgie aus dem Dornröschenschlaf zurück. Schnell zeigte sich, daß das Publikum draußen vor den Mattscheiben mit dem nötigen Enthusiasmus bei der Sache war, um einen wirklichen Neuanfang zu wagen. Die Welle der Sympathie, die Peter Rüchel und seinem Team entgegenschlug, erreichte gegen Ende 1995 einen vorläufigen Höhepunkt: Da es in diesem Jahr noch keine Rocknacht aus der Essener Grugahalle geben sollte, präsentierte Rüchel während einer ca. sechsstündigen Live-Sendung (die im übrigen traditionsgemäß im ersten Programm übertragen wurde) seine persönlichen Highlights aus den aktuellen Produktionen. Die Zuschauer hatten hierbei Gelegenheit, per Fax oder Telefonanruf ihre Meinung zum Thema "Rockpalast is back" loszuwerden. Von dieser Möglichkeit wurde ausführlich Gebrauch gemacht, und der Grundtenor der Reaktionen war klar: Zehn Jahre ohne Rockpalast sind genug keep on rockin', babes! Jede Menge Bands
Ein solches Konzept birgt Vor- und Nachteile. Es ist natürlich immer schön, wenn man den Zuschauern eine große musikalische Vielfalt bieten kann. Gelingt es zudem, mehr als eine Handvoll hochkarätige Acts am selben Tag an einem Ort zu versammeln, so sollte einem das Publikum eigentlich dankbar sein. Allerdings kam nicht immer nur Freude auf Denn die Kehrseite der Medaille heißt: Je mehr Bands spielen, desto weniger Zeit kann jeder von ihnen eingeräumt werden. Und so kann es passieren, daß einigen Bands nur wenig mehr als 30 Minuten Spielzeit zur Verfügung steht - zu wenig, um sich vernünftig auf das Publikum einzustellen, und zu viel, um gar nicht erst zu beginnen. Und so blieben immer mal wieder Künstler/innen weit hinter den Erwartungen zurück. Aufgepepptes Konzept
Alles neu? Monster Magnet wiederum zählten auch zum Zeitpunkt der ersten Osterrocknacht schon zu den etablierteren Kombos. Auch mit ihnen konnte man noch im selben Jahr, nämlich beim Bizarre-Festival, ein Wiedersehen feiern. Sieht man sich schon diese wenigen Namen an, so ist auch stilistisch ein gewisser Wandel festzustellen. All die oben Genannten lassen sich - mit mehr oder weniger Schwierigkeiten - in die Schublade mit dem Aufkleber "independent" einordnen. Und damit hielt nun recht massiv eine Musikrichtung im Rockpalast Hof, die bei der ersten Serie nur wenig Beachtung fand (vielleicht auch deswegen, weil der Rockpalast seinen Höhepunkt schon überschritten hatte, als die Independent Kultur so richtig boomte).
Aber stimmt das eigentlich so? War der Rockpalast schon immer nur eine Plattform für die Seventies-Rockgiganten gewesen? Wohl kaum: Wie man schon im zweiten Teil der RockpalastStory (siehe Rock& Pop Sammlung Nr. 2) nachlesen kann, wimmelt es in der Geschichte der Sendereihe nur so von wohlklingenden Namen. Doch gab es auch immer wieder Bands, die erst nach einer Rocknacht ihren großen Durchbruch schafften. Immer wieder stellten die Festivals auch ein Forum für neue, noch unbekannte Formationendar. Es wird ernst Im Grunde genommen unterscheidet sich die neue Serie also gar nicht so wesentlich von der alten: Die Zuschauer bekommen eine Mischung aus bekannten Bands, bei denen man weiß, auf was man sich einstellen muß, und Newcomern geboten, die immer wieder für eine Überraschung gut sind. Daß sich die Musik stilistisch in den letzten zehn Jahren gewandelt hat, darf man dem Rockpalast dabei nicht zum Vorwurf machen. Mit der Osterrocknacht war also der Wiedereinstieg in neue Festivalproduktionen vollzogen. Das zweite Jahr
Wieder in der Grugahalle
Die Osterrocknacht und das BizarreFestival nahmen ihren nun schon gewohnten Lauf - mit der einzigen Ausnahme, daß das Bizarre-Festival deutlich voluminöser ausfiel. Nun dauerte die Veranstaltung schon zwei Tage (1997 sollten es es gar drei Tage werden), und mit dem Butzweiler Hof vor den Toren Kölns war auch eine Örtlichkeit gefunden, die so etwas wie Festival-Feeling aufkommen ließ. Auch das Loreley-Festival sollte diesmal an zwei Tagen stattfinden, wobei der erste Tag den 'neueren' oder jung gebliebenen Musiker/inne/n vorbehalten war und der zweite ein TributeKonzert für Rory Gallagher darstellte. Hier waren dann die 'alten Helden' am Start. Neben Iggy Pop, der ein hervorragendes Konzert spielte, und David Bowie sorgte vor allem Heather Nova am ersten Tag für eine positive Überraschung. Und plötzlich hatte man wieder eines dieser altbekannten Rockpalast-Aha Erlebnisse. Man ging nichts Böses ahnend zum Konzert - na klar, Heather Nova, die hatte doch den Hit "Walk This World", was die sonst so macht, weiß man gar nicht so genau -, und dann spielt die Gute einen ganz hervorragenden Set, eines dieser Konzerte, das gerne noch länger dauern dürfte. Doch es waren ja noch so viele andere Bands dabei, so daß Frau Nova leider nicht mehr als eine Dreiviertelstunde zur Verfügung stand. Alles in allem wurde dieser erste Loreley-Tag ein voller Erfolg. Und auch der zweite ließ keine Wünsche übrig. Außer dem einen vielleicht, daß Rory Gallagher himself hätte auftreten können. Das Publikumsinteresse war im zweiten Loreley-Jahr ebenfalls zufriedenstellend - man hatte sich offenbar wieder etabliert.
Nun war die Zeit gekommen, den Klassiker unter den Rockpalast-Produktionen wieder ins Rennen zu schicken: die WDR-Rocknacht in der Essener Grugahalle. Stichtag war der 15. November 1996. Und schon wieder konnte das Team um Peter Rüchel mit einer Überraschung aufwarten. Die Samstagabend-Veranstaltung vergangener Jahre fand plötzlich an-einem Freitag statt! Doch hierbei handelte es sich nicht um eine weitere konzeptionelle Veränderung, sondern nur um eine Ausnahme. Der Anfang vom Ende?
Mit neun Bands war die Rocknacht erneut außerordentlich vielseitig
bestückt. Allerdings blieb auch hier vor allem den früh am Abend
auftretenden Formationen nur wenig Gelegenheit, ihr Können wirklich unter
Beweis zustellen. Insbesondere von der amerikanischen Riot-Girl-Formation
L7 hätte man sich einen längeren Set gewünscht. Auch die Publikumsresonanz
blieb ein wenig hinter den Erwartungen zurück, und man sah das eine oder
andere größere Loch in den Reihen der Fans klaffen. Aber vielleicht muß
sich ja auch dieses Format erst wieder seine Fans erarbeiten.
Denn eines ist klar: Einen Ruf hat der Rockpalast auch jetzt schon
wieder zu verlieren. Die Aussichten für 1998 sind im übrigen nicht die
schlechtesten. Wenn alles so läuft, wie es momentan in Planung ist, werden
auf der Loreley u.a. die Beastie Boys und Björk zu Gast sein. Dann wird
wohl niemand mehr vom Rockpalast als einem Auslaufmodell sprechen. Die Festivals der zweiten Rockpalastserie
Osterrocknacht, Philipshalle Düsseldorf: Rhesus - Bettie Serveert - Deus - Voodoo Cult - H-Blockx - Tiamat Monster Magnet - The Mission 07.08.1995 Rockpalast Open Air, Loreley: A.J. Croce - Keziah Jones - Dave Mathews Band - Zucchero - Paul Rodgers And Company - George Thorogood And Destroyers 19.08.1995 Bizarre-Festival, P23 Köln: Spermbirds - Kyuss - White Zombie - HBlockx - NOFX - Monster Magnet - Clawfinger -Paradise Lost 07.04.1996
06.05.1996 Deutschrock-Festival, Waldbühne Berlin: Stern Combo Meißen - Karat - City - Selig - Die Zöllner - Extrabreit -Puhdys - Die Prinzen 22.06.1996 Rockpalast Open Air (I.Tag), Loreley: Placebo - Crown Of Thorns Frank Black - Heather Nova Pulp - Iggy Pop - Bad Religion - David Bowie 23.06.1996 Rockpalast Open Air (2.Tag - Tribute To Rory Gallagher), Loreley: Samuel Eddy - Molly Hatchet - Muddy Water Tribute Band - The Band Nine Below Zero feat. Mark Fetthant, Lou Martin - Lynyrd Skynyrd 17.08.1996
18.08.1996 Bizarre Festival (2. Tag), Butzweiler Hof Köln: Rammstein - Prong - Such A Surge - Igyy Pop - Die Toten Hosen 18.08.1996 KommUnity Festival (im Rahmen der PopKomm), Friedensplatz Dortmund: Jelly Planet - Fettes Brot - Kyrsche -Undugu Beat International - Fish - Fury In The Slaughterhouse - Die Fantastischen Vier - Wolf Maahn 15.11.1996 Rockpalast Festival, Grugahalle Essen: Humungous Fungous - 16 Horsepower - Imperial Drag - Eels - L7 - Fun Lovin' Criminals - Urban Dance Squad (Ersatz für Rage Against The Machine) - The Screaming Trees - The Black Crowes 30.03.1997
21.06.1997 Rockpalast Open Air (l. Tag), Loreley: 16 Horsepower - Jean Paul Bourelly - Levellers - Neneh Cherry Sheryl Crow -INXS - Simple Minds 22.06.1997 Rockpalast Open Air (2. Tag), Loreley: K's Choice - Ezio - John Hiatt Reef - Primus - Phish - Steve Winwood 15.08.1997 Bizarre Festival (l. Tag), Butzweiler Hof Köln: Veruca Salt – Pavement - Ash - Foo Fighters - Beck 16.08.1997 Bizarre Festival (2. Tag), Butzweiler Hof Köln: Silverchair - Fettes Brot - Marilyn Manson - Rollins Band - Bush - Skunk Anansie - Faith No More 17.08.1997
Weitere Rockpalast-Produktionen (seit 1995) Wolf Maahn, 08.10..1995, E-Werk Köln Ritchie Blackmore's Rainbow,
09.10.1995, Philipshalle Düsseldorf Little Feat, 28.11.1995, Live Music
Hall Köln Runrig, 03.02.1996, Philipshalle Düsseldorf Till und Obel,
25.02.1996, E-Werk Köln Haindling, 18.04.1996, Alter Wartesaal Köln BAP,
18.11.1996, Sporthalle Overath Phish, 16.02.1997, Alter Wartesaal Köln
Kazda, 04.06.1997, Kleines E-Werk Köln Matalex, 04.06.1997, Kleines E-Werk
Köln Be, 05.06.1997, Kleines E-Werk Köln Thumb, 05.06.1997, Kleines E-Werk
Köln Hunting Cows, 06.06.1997, Kleines E-Werk Köln Brings, 06.06.1997,
Kleines E-Werk Köln Metallica, 23.08.1997, Cannstatter Wasen Stuttgart © Jürgen Brück Rock & Pop Sammlung 1998 |