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BAP Rockpalast DVDs
BAP Koblenz 1996 - Rockpalast DVD - order now at Amazon ! Anmerkungen / Sleeve Notes zu der BAP-DVD von Peter Rüchel: BAP auf "Amerika-Tour" 10 Jahre nach dem grandiosen BAP-Konzert beim "letzten Walzer" des Rockpalast in der Grugahalle Essen 1986 waren wir wieder zusammen. Rockpalast war - neu belebt und etwas verändert - wieder da, und BAP waren nie weg gewesen. "Wenn auch die Jahre enteilen, bleibt die Erinnerung doch" - klingt zwar etwas blöd, ist es auch, ist halt ein Schlager- bzw. Operetten-Text. Aber es steckt doch etwas drin. Schließlich sind wir nicht vom Himmel gefallen, sondern kommen irgendwoher. Vielleicht verstehen wir uns besser, wenn wir uns erinnern, wo und was das war, was mitgeholfen hat, uns zu dem werden zu lassen, was wir sind. Das Alte ist das Neue und das Neue ist das Alte, könnte man sagen. Wolfgang Niedecken ist ein Meister der Vergegenwärtigung des Vergangenen, das noch in der Gegenwart wirksam ist. Und so war die "Amerika-Tournee", deren erstes Konzert in der Koblenzer Sporthalle Oberwerth am 18.11.1996 hier auf DVD vorliegt, nicht eine Reise auf den anderen Kontinent, sondern eine Reise ins prägend früher Erlebte. "Amerika" - das waren zuerst die Befreier nach dem Weltkrieg, die Schokolade, Zigaretten und Nylonstrümpfe brachten. Aus einem Land, von dem man glaubte: "Et heiß, do wöhr jeder glisch, ejal, ob ärm oder risch". Aber es waren auch Töne, die alles veränderten, wie Elvis Presley's "Love me tender" in der neuen Music-Box in der Wirtschaft. Erfahrungen, die viele kennen, die sich von Musik ansprechen lassen. Little Steven, Gitarrist der E-Street Band, hat es so ausgedrückt: "We always stood on the same block way back then. Waiting to find out where in the world we fit in. Then something on the radio changed everything we'd been. Ever since, I need it, over and over again". Und da war Maria Lopez, die die Jungs im Veedel um den Verstand brachte. Und natürlich das Fussballtor in der Toreinfahrt vom Schuster. Wolfgang Niedeckens Verbindung mit dem Fussball - neben der Musik auch ein Ausweg - und dem FC Köln ist bis heute bekannt. Von da an war "Nix wie bessher". Das "Amerika"-Album ist voll von Träumen, vielen gescheiterten. Menschen, die ihren falschen Frieden gemacht haben ("Niemohls verstonn"), von aggressiv geäußerter Enttäuschung ("Saach, wat ess bloss passiert?"). Und ein Lied über einen Freund, den Maler Michael Buthe, der seine Träume so radikal gelebt hat, sich nie an irgendeine Kette hat legen lassen, zum Schluss aber an einer "Überdosis Lebensfreude" - wie Wolfgang Niedecken das später mal genannt hat - gestorben ist ("Novembermorje"). Und was gesellschaftlich aus der Nachkriegs-Aufbruchstimmung geworden ist, wird in "Talk Show" beschrieben. Die Stimmung dieser Songs ist der Kern des Konzerts in Koblenz. Aber die 29 Songs, die an diesem Abend gespielt wurden, geben natürlich das ganze BAP-Spektrum wieder, das Publikum hätte auch auf keinen der Hits verzichtet. Und da spielt auch im Koblenzer Konzert neben den Niedecken-Texten, die die BAP-Kontinuität über allen Wandel hinaus ausmachen, noch die Gitarre von Klaus "Major" Heuser die größte Rolle. Aber in diesem Rockpalast mit BAP nach 10 Jahren hatte sich schon einiges verändert: die "Urgewalt" Jürgen Zöller hatte das Schlagzeug nach dem viel zu frühen Tod von Pete King übernommen und der großartige Multi-Instrumentalist Jens Streifling spielt wechselweise Saxophon, Gitarre und andere Instrumente. Was damals noch nicht so richtig klappte: Das Konzert sollte im Internet übertragen werden. Aber die Rechner schafften damals noch keine kontinuierliche Übertragung - die Datenmenge war noch zu groß und die Rechner nicht schnell genug. Aber es wurde ja alles aufgezeichnet und liegt ungekürzt auf dieser DVD vor. Peter Rüchel
BAP Grugahalle Essen 1986 - Rockpalast DVD - order now at Amazon ! Anmerkungen / Sleeve Notes zu der BAP-DVD von Peter Rüchel: BAP und der "letzte Walzer" des Rockpalast Wolfgang Niedecken habe ich kennen gelernt noch vor dem ersten
Rockpalast-Konzert von BAP. Er besuchte uns in der achten Rockpalast-Nacht mit
THE WHO und GRATEFUL DEAD im März 1981 - vielleicht der Höhepunkt des ersten
Rockpalast-Jahrzehnts. Bevor wir am Sendetag - Samstagnacht auf Sonntagmorgen -
"zur Arbeit" in die Halle fuhren, entspannten wir uns noch einmal im Hotel bei
der "Sportschau". Wolfgang war dabei. Seinen Besuch hat er auf "Für
Usszeschnigge" verewigt. Das Album enthält den Song "Wo mer endlich Sommer hann"
- eine kölsche Version des "Summertime Blues", den THE WHO in der Nacht als
Zugabe spielten. "Eingedeutscht" aber nicht von Wolfgang, sondern von BAP-Roadie
Christian "Kalau" Keul, der gelegentlich auch Trompete in der Band spielte.
Seitdem sind wir miteinander verbunden und BAP hat in der Rockpalast-Geschichte
eine ebenso bedeutende Rolle gespielt wie etwa Rory Gallagher. Eine Zeitlang
haben wir mitgezählt, wer von diesen beiden öfter im Rockpalast aufgetreten ist.
Solche über viele Jahre dauernden Beziehungen waren für mich immer wichtig. Sie
ergaben sich aus der Anteilnahme an der Entwicklung von Musikern, die uns etwas
Besonderes gegeben hatten. Die Nacht war schon weit im Voraus ausverkauft. Das war BAP zu verdanken, dem Garanten für ausverkaufte Konzerte. Mit von der Partie: Big Country und - ebenfalls ein Rockpalast-Wunschkandidat über die Jahre - Jackson Browne. Erstmal wurde außerhalb der Halle gefeiert. Um die Mittagszeit des Sendetags lud der Essener Oberbürgermeister in das Ausflugslokal "Schwarze Lene" über dem Baldeneysee ein. Die Honoratioren des WDR mit Programmdirektor Günter Struve - er hatte den Rockpalast abgesetzt - gaben sich die Ehre vor dem letzten Konzert einer illustren Reihe, die das vergangene Jahrzehnt bestimmt und den WDR zum Synonym für live gespielte Rockmusik gemacht hatte. Wolfgang Niedecken traf Jackson Browne - das Meeting zweier sprachmächtiger Künstler, die uns so nahe stehen, weil sie ausdrücken können, was uns bewegt, wofür uns aber die Worte fehlen. Was dann folgte, war das Ende einer Ära - und was für eins. Nach Big Country und Jackson Browne spielten BAP ein grandioses Konzert, das einfach nicht aufhören wollte. Das Publikum ließ die Band nicht von der Bühne. Wolfgang Niedecken war schon unter der Dusche gewesen, da musste er noch einmal raus zu den allerletzten Zugaben. Die Band mit Wolfgang Niedecken, Klaus "Major" Heuser, Alexander "Effendi" Büchel, Steve Borg, Manfred Boecker, Pete King, Christian Schneider - und dem "unsichtbaren" Hans "Fonz" Wollrath (Ton) - erlebte Triumphe. Für mich wird unvergesslich bleiben, wie Wolfgang mich auf die Bühne holte, und ich mit ihm den Refrain von "Verdamp lang her" gesungen habe. Das war natürlich ziemlich heftig. Heute sehe ich das als großartigen Schlusspunkt. Man sollte nichts dagegen haben, wenn man aufgefordert wird, mal was Neues zu machen. Das geschah dann auch: Für BAP und Rockpalast war dann doch noch nicht Schluss. Wir hatten noch etwas vor uns. Davon erzählen weitere DVDs. Peter Rüchel
BAP Loreley 1982 - Rockpalast DVD - order now at Amazon ! Anmerkungen / Sleeve Notes zu der BAP-DVD von Peter Rüchel: BAP rockt die Loreley Es war ein ganz besonderes Ereignis. Der WDR, der seit der Rockpalast-Nacht in der Grugahalle Essen 1977 schon die "Kernkompetenz" in Sachen Rock-TV in Besitz genommen hatte, erlaubte etwas Unerhörtes und bis dahin nie Gesehenes: Einen ganzen Sendetag für die Live-Übertragung eines Rockpalast-Open-Air-Festivals vom sagenumwobenen Felsen auf der Loreley. So lange wie ein Sendetag im Dritten damals dauerte: Vom frühen Nachmittag bis Mitternacht - 16.00 Uhr bis 24.00 Uhr. Und mehr als das: Alle dritten Fernsehprogramme schlossen sich an, Radio-Stationen im ganzen Land verbreiteten den Stereoton zum Fernsehbild und über Eurovision waren neun europäische Länder dabei - von Italien bis zum Nordkap. Das Festival war ausverkauft. Neben dem Millionen-Publikum vor den Bildschirmen wollten 16.500 im Loreley-Amphitheater die Konzerte direkt miterleben. Das Programm hatte es in sich: Frankie Miller, Eric Burdon, David Lindley, Rory Gallagher - und BAP! Die erste deutsche Band in einem Eurovisions-Rockpalast. Als ich das ankündigte, gab es sogar unter Kölner BAP-Fans skeptische Reaktionen. Man konnte sich noch nicht richtig vorstellen, dass die Band über den Kölner Sprachraum hinaus erfolgreich sein könnte. Ich habe das schon damals anders gesehen. In dem Brief, mit dem ich bei allen Festivals die teilnehmenden Musiker begrüßt habe, habe ich an die Bandmitglieder von BAP geschrieben: "'Mann, ich freu mich', dass Du an unserem Rockpalast-Open-Air-Festival auf der Loreley teilnehmen wirst. Man könnte sich lange darüber verbreiten, dass BAP die erste deutsche Gruppe in einem Live-Konzert des Rockpalast ist. Mir ist dieser Gedanke aber nicht so wichtig, weil BAP unser aller Rockpalast-Herzen genau so nahe stehen würde, wenn alle Bandmitglieder Eskimos wären. Wichtiger ist, dass Ihr halt genau so gute Musik macht wie die Schotten, Iren, Engländer und Amerikaner in unserem Programm. Eure neue LP läuft vorwärts und rückwärts auf meinem Plattenspieler, Walkman und diversen Kassettenrekordern." Und so war es: In vielen Kritiken wurde BAP zum "heimlichen Favoriten" des Festivals erklärt. Es war nicht das erste Konzert der Band vor großem Publikum. Am 10. Juni 1982 spielte sie vor 300.000 Menschen bei der Demonstration gegen die Nato-Nachrüstung auf den Bonner Rheinwiesen und kurz darauf - am 4. und 5. Juli - im Vorprogramm der Rolling Stones im vollbesetzten Müngersdorfer Stadion in Köln (der Promoter wusste, dass er sich auf die zusätzliche Zugkraft von BAP verlassen konnte!). Aber dies war etwas so Besonderes - eine Europa-Tournee in einem Konzert - dass Wolfgang Niedecken und BAP ihre Urlaube unterbrachen, um im Rockpalast spielen zu können. Wolfgang kam aus Griechenland. Obwohl noch kaum geprobt, stellten sie sechs Songs aus ihrem aktuellen Album - es war das vierte - "Vun Drinne Noh Drusse" vor, darunter eine der schönsten deutschen Rock-Balladen "Do kanns zaubre". Noch im August verdrängte diese LP ein anderes BAP-Album - das war "Für Usszeschnigge" - von Platz 1 der Charts und BAP stand so gleichzeitig auf den beiden ersten Plätzen. Die Begeisterung auf der Loreley war riesengroß. Sogar die Bäume - vollbesetzt mit BAP-Fans - tanzten. Das Solo des "Majors" in "Verdamp lang her" habe ich mit 5.000 Luftballons, die in den Himmel stiegen, akzentuiert. Die Band war von der Reaktion des Publikums überwältigt, ich erinnere mich an Tränen in den Augen des Schlagzeugers "Wolli" Böcker. Für Wolfgang Niedecken war es etwas Besonderes, in einem Programm mit Rory Gallagher spielen zu dürfen. Noch vor den Rolling Stones und Bob Dylan war Rory sein Vorbild. Er trug Hemden wie Rory und in der Wohnung hing ein Porträt von Rory, weil der darauf aussah wie Wolfgang. Das Konzert mit BAP war eins der schönsten in unserer Loreley Geschichte. Mit Wolfgang Niedecken und Klaus Heuser, dem "Major", hatte die Gruppe zwei starke Frontleute. Vom Publikum bekamen sie alles zurück, was sie selbst an Intensität gegeben haben. Aber wer sich an BAP auf der Loreley erinnert, meint natürlich die ganze Band: Schmal und Wolli Boecker, Steve Borg und Alexander "Effendi" Büchel. Peter Rüchel
BAP Markthalle Hamburg 1981 - Rockpalast DVD - order now at Amazon ! Anmerkungen / Sleeve Notes zu der BAP-DVD von Peter Rüchel: BAND ON THE RUN. BAP in Hamburg: Die Liebe, der Kampf und der Spaß. Es war voraus zu sehen. Ich ging ans Mikrofon auf der Bühne der Hamburger Markthalle und erwartete Reaktionen wie Bob Seger bei einem Heimspiel in Detroit: "Hallo, Hamburg!" Die Reaktion war flau. Nach einer kleinen Kunstpause: "Hallo, Kölle!" Frenetischer Beifall von zwei Busladungen voller Fans, die zum Konzert ihrer Band angereist waren. BAP in Hamburg. Das war damals noch nicht das Nächstliegende. Aber wir hatten dort eine Rockpalast-Produktionswoche und noch einen Termin zu besetzen. Als angehende BAP-Fans hatten wir genug Vertrauen, die Band "ins Ausland" zu holen. Eine junge Band auf dem Weg nach oben. Auf der Suche nach ihrer Identität. Der Kampf: BAP nahm teil an den Auseinandersetzungen um den geplanten Abriss der Schokoladen-Fabrik Stollwerk in Köln. Die Gebäude und das Gelände sollten erhalten werden, um dort alternative Wohnformen realisieren zu können. BAP kämpfte mit. Die Zerstörung der "Südstadt" - Kölsches Kernland und Wolfgang Niedeckens Heimat - ist Thema von "Südstadt Verzäll Nix". Politisch auch dies: Vom Wehrdienst befreit zu werden, war damals noch abhängig von einer "Gewissensprüfung". Die absurden Fragen, denen man dabei ausgesetzt war, karikiert der Song "Stell Dir Vüür". Die Liebe: Es gibt nur wenige Rocksongs in deutscher Sprache, die so intensiv ausdrücken wie man sich fühlt, wenn die Liebe des Lebens in Gefahr geraten ist, wie "Jraaduss" und "Helfe Kann Dir Keiner". Das hilft, weil es zur Sprache bringt, wofür einem selbst die Worte fehlen. Lyrik auf der Höhe schönster internationaler Vorbilder. Der Spaß: "Müsli-Män" und "Ruut, Wiess, Blau Querjestriefte Frau" - wunderbar albern wie die vom Publikum heißgeliebte Heimatfilm-Parodie "Das große Schubidu" oder einfach "Heidi" - ohne diese Zugabe wäre BAP nicht von der Bühne gelassen worden. Einer wusste dann genau, dass das Konzert jetzt zu Ende ging: Wolfgangs intelligente Promenaden-Mischung "Blondie" kam dann unaufgefordert zur Verabschiedung mit auf die Bühne. Und natürlich die "Losgehnummern": "Waahnsinn", "Summertime Blues" und "Waschsalon". Alles auf dieser DVD. Powered durch die Gitarrenkraft des "Majors" Klaus Heuser, dem bezeichnenderweise bei "Helfe Kann Dir Keiner" eine Saite riss. Peter Rüchel
BAP Musical Dome Köln 1999 - Rockpalast DVD - order now at Amazon ! Anmerkungen / Sleeve Notes zu der BAP-DVD von Peter Rüchel: "VILL PASSIERT SICKHER" Die 28 Songs dieses Konzerts der "Tonfilm-Tournee" nehmen mit auf eine Reise durch die Zeit, sie beschreiben Begegnungen, Trennungen, Gewinne und Verluste. Und dabei ist die Musik selbst immer wieder das verbindende Thema. Die Band selbst hatte sich verändert und das war für die BAP-Fans, die über die Jahre eine feste Vorstellung entwickelt hatten, wie ihre Band sein sollte, erst einmal gewöhnungsbedürftig. Wolfgang Niedecken musste die Erfahrung machen, dass Veränderungen die Erwartung stören, die Musik, mit der man aufgewachsen ist und die einem Lebensbegleiter geworden ist, immer in der gleichen Weise geboten zu bekommen. Diese Erfahrung haben auch andere vor ihm gemacht. Nun war die Veränderung keine geringe. Klaus Heuser, der "Major", hatte die Band verlassen. Und viele konnten sich einfach nicht vorstellen, wie sich "Verdamp lang her" ohne sein immer starkes Solo anhören würde. Ich tue mir etwas zu Gute darauf, dass ich den richtigen "Nachfolge-Tipp" hatte, noch bevor das Geheimnis gelüftet wurde: Helmut Krumminga, den ich vor allem durch seine Arbeit mit Wolf Maahn kannte. Die Band wurde runder und vielseitiger. Michael Nass, der in verschiedenen Bands der ehemaligen DDR gespielt hatte, kam als Keyboarder hinzu und verstärkte auch das rhythmische Fundament mit seiner unnachahmlichen Art, die Orgel einzusetzen. Eingeführt hatte ihn der Multiinstrumentalist Jens Streifling, mit dem er zur Schule gegangen war. Neues Bandmitglied wurde auch Sheryl Hackett mit der unnachahmlichen Stimme. Sie ist leider früh verstorben. Werner Kopal am Bass und Jürgen Zöller am Schlagzeug waren alte Bekannte. Eine neue BAP-Formation war geboren. Und was diese im Musical Dome Köln bot, war mehr als überzeugend.
Peter Rüchel
BAP Tote Brücke 2001 - Rockpalast DVD - order now at Amazon ! Anmerkungen / Sleeve Notes zu der BAP-DVD von Peter Rüchel: Das Konzert an der Toten Brücke Eine Autobahnbrücke ohne Autobahn, dazu der Sommerhit "Aff un zo" und natürlich wieder das ganze BAP-Repertoire in einem über zweistündigen Programm. Das Konzert in Euskirchen 2001 war meine letzte Zusammenarbeit mit der Band in meiner aktiven Zeit als Rockpalast-Redakteur. Über einen Zeitraum von 20 Jahren. Es war charakteristisch für Rockpalast, dass wir zu den Musikern, die uns viel bedeuteten, lange Beziehungen entstehen lassen konnten. Es gab auch genug Sendezeit, um daraus immer wieder gutes und oft zeitlich unbegrenztes Programm werden zu lassen. BAP halten da den Rekord, noch vor der Rockpalast-"Galeonsfigur" Rory Gallagher, der "nur" fünf Mal unser Gast sein konnte. Die Brücke, die nirgendwo herkommt und nirgendwo hinführt, ist natürlich genau das falsche Symbol für dieses Konzert, das gerade durch die "Zielgenauigkeit" beeindruckt, mit der es einen musikalischen Lebensfaden entwickelt. Wim Wenders war gerade dabei, seinen BAP-Film zu drehen, dessen "Partitur" auch in diesem Konzert vorzuhören war. Ich durfte den Film auch begleiten, wenn meine größte Leistung dabei wohl die war, der Verschiebung von Ablieferungsterminen wohlwollend zuzustimmen. "Viel passiert", der Titel des Wenders-Films, beruht auf einer der vielen schönen Dylan-Übersetzungen von Wolfgang Niedecken. Das Original ("My Back Pages"): "But I was so much older then, I'm younger than that now" - Die Übersetzung: "Das war als ich noch viel älter war,¿ist viel passiert seither". Ich erinnere mich, wie es mir kalt über den Rücken gelaufen ist, als Wolfgang diesen Song im Duett mit Sheryl Hackett - er den deutschen, sie den englischen Text - gesungen hat. Sie ist nicht mehr unter uns. So ist diese DVD mit diesem und den vielen anderen Höhepunkten auch eine Erinnerung an sie. Die Band spielte noch in derselben Besetzung wie zwei Jahre zuvor im Musical Dome. Sie hätte sich voll durchgesetzt.
Peter Rüchel
DVD BAP Rockpalast Kölnarena 2006 order now at Amazon! Anmerkungen / Sleeve Notes zu der DVD von BAP-Fachmann Oliver Kobold: 30 Jahre BAP: Geburtstagsfeier in der Kölnarena Engel, das ist spätestens seit einem Gedicht Heinrich Heines bekannt, "schützen" den Menschen und "wenden von ihm ab das Missgeschick". Doch auch die "Lichtgeschöpfe sonder Mängel" haben Vorlieben. In besonderer Weise nämlich stehen sie dem zur Seite, "den man den Dichter nennt" - vielleicht auch darum, weil nur der Dichter seinen Dank für den Beistand in ein Lied zu verwandeln vermag: "Dreimohl zehn Johre, wo sinn die all hin? Met Engel jefloore, jääje dä Wind". Wolfgang Niedeckens Song zum BAP-Jubiläum dankt den guten Geistern, die diese Rock 'n' Roll-Erfolgsgeschichte im Dialekt möglich gemacht haben und ruft schnappschussartig das Gewinnen, Verlieren und Dazulernen aus drei Jahrzehnten noch einmal auf. Die Zwischenbilanz in knapp vier Minuten setzte den Ton für die anderen Aktivitäten rund um den Bandgeburtstag: Doppelalbum, Songbuch, Video-Anthologie, CD-Remasters. Ums Innehalten und Zurückschauen ging es da, um Melancholie auch angesichts verflogener Zeit, doch Nostalgie mochte sich dennoch nicht einstellen. Zu sehr zeugten insbesondere die Konzerte der langen "Greatest Hits"-Tournee von einer wachen Lust am Gegenwärtigen jenseits aller "Best of"-Routine. Eine Tour, die 2006 an zwei bitterkalten Januarabenden mit den im Rockpalast und auf dieser DVD dokumentierten Auftritten in der Kölnarena ihren standesgemäßen Anfang nahm. Denn 30 Jahre BAP, das bedeutete eben auch 25 Jahre BAP im Rockpalast, immer unter der Regie von Christian Wagner "enn singem Ü-Wagen". Als Einlassmusik hatte Niedecken ein Medley gewählt mit den Originalen vieler von BAP im Laufe der Jahre gecoverter Songs - Quellenangaben, die wie das Huldigen vor dem bandeigenen Altar funktionierten: als Würdigung wichtiger Einflüsse und Vorbilder. Was dann für die folgte, die sich auf den Weg gemacht hatten, um BAP persönlich zum Geburtstag zu gratulieren, war in der Tat - "da staunste richtig" - ein Parforceritt durch drei Jahrzehnte Repertoire: "Dreieinhalb Stunden, die einen restlos von der melodischen Wucht der aktuellen BAP-Band überzeugten", wie es später der "Rolling Stone" formulierte. Helmut Krumminga, Werner Kopal, Michael Nass, Jürgen Zöller sowie ihr Vorsänger in der Jacke der Kölner Berufsfeuerwehr, die Sebastian Krügers Albumcover allesamt zu einer fiktiven BAP-Besetzung des Jahres 1976 collagiert hatte, wendeten die Ironie des Covers in den selbstbewussten Anspruch, tatsächlich die BAP-"Originalbesetzung" zu sein. Eben weil sie sich das Material so angeeignet und neu arrangiert hatten, als sei es gerade erst entstanden. Am eindrucksvollsten gelang das vielleicht bei "Frau, ich freu mich". "Von Düsseldorf lernen heißt siegen lernen": Das Verneigen vor dem Motorik-Stil von NEU! brachte den Text endlich zum "Fahr'n, Fahr'n, Fahr'n". Einige Sänger erwiesen bei diesen Konzerten BAP die Reverenz, doch kein Gast erweiterte den Bandsound so wirkungsvoll und, wie sich zeigte, so folgeträchtig wie die Geigerin Anne de Wolff, die bei "Hurricane" sowohl an Scarlet Rivera als auch an Ronee Blakley denken ließ und der es mühelos gelang, den Bogen zu schlagen von einer "hot New Jersey night filled with venom and wonder" zu der Gewissensprüfung eines Kriegsdienstverweigeres in "Stell dir vüür". Kurz bevor am Ende eine vielstimmige Version von "Hungry Heart" einen Hauch "Rolling Thunder Review" in die Halle brachte, richtete "Nähxte Stadt" den Blick schon wieder nach vorne, und wirklich: Am anderen zeitlichen Ende der Jubiläumstournee, im Sommer 2007 beim Konzert vor dem Dom, standen schon wieder andere Lieder auf der Setliste, darunter mit "Noh Gulu" bereits eines vom nächsten Studioalbum. Die Schutzengel sollten auch im vierten BAP-Jahrzehnt nicht arbeitslos werden.
Oliver Kobold
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